Passauer Neue Presse/Charlott Friedrich "Ein Film über das Menschsein"
Indien, ein Land voller Gegensätze. Schon lange hat dies nichts mehr so verdeutlicht, wie der Dokumentarfilm "Indian Dreams" von Regisseur Walter Größbauer. Zusammen mit seiner Kollegin Claudia Pöchlauer bereiste der Österreicher 2011 ganze vier Wochen Indien, um einen tieferen Einblick in das Leben, Denken und die Kultur eines Volkes zu bekommen, dessen Lebensstil vielen im Westen unverständlich bleibt.
Begleitet von dem Inder Bhupinder Chauhan, den Größbauer bei einer seiner vorherigen Dreharbeiten kennengelernt hatte, erlaubt es der Film, in eine Welt weit weg von Touristen-Attraktionen und Bollywood-Klischees einzutauchen. Einmal das Meer sehen - so der Traum des indischen Managers Bhupinder, und der Grund für eine über 3200 Kilometer lange Zugreise vom Norden bis in den Süden eines der bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Mit seiner Arbeit möchte Größbauer einen Einblick in das spirituelle Indien ermöglichen und seinen Zuschauern zu einer Bewusstseinserweiterung und mehr Toleranz verhelfen. Der Filmemacher will auch das Ansehen der aufsteigenden Wirtschaftsmacht ins rechte Licht rücken, das vor allem in jüngster zeit unter der negativen Berichterstattung westlicher Medien stark gelitten habe. Die Inder seinen, so Größbauer am Freitagabend bei der Vorführung im Schafrichterkino, zum größten Teil liebenswerte und hoffnungsvolle Menschen.
Schon lange hat kein Film mehr die schmutzige und verarmte Realität Indiens so authentisch gezeigt; "Ich habe mich dem unverblümten Realismus verschworen und stelle mich bewusst gegen Schein-Konstruktionen Bollywoods", berichtet Größbauer bei der anschließenden Diskussion. Ganz unverblümt schildert der Film Indiens Schicksal: Eingebunden in ein veraltertes Kastensystem mit Zwangsheirat, Analphabetismus und einer hohen Abtreibungsrate, scheinen Indiens Bewohner dem Leben trotzdem weit positiver gegenüberzustehen als viele Menschen aus dem Westen. "Egal wie schwer ihr Leben ist, die Hoffnung und den Traum von einem besseren nächsten Leben befähigen die Inder glücklich zu sein", erklärt Größbauer. Vom wohl einzigen Tierschützer Indiens bis zum Bestatter aus der unberührbaren Kaste beschäftigt sich die Dokumentation mit den menschlichen Facetten, die das Land prägen.
Mit gerade mal sieben Euro Tageslohn ernährt Auto-Rikschafahrer Raj seine vierköpfige Familie. Ein verarmter Schauspieler erzählt von seinem unerfüllten Traum, in Bollywood Fuß fassen zu können und von der Unausweichlichkeit seiner Situation, die ihn fast in den Selbstmord getrieben hat. Eine Bäuerin erzählt von der Zwangsheirat, der gnadenlos untergeordneten Rolle der Frau und ihrem Hass auf die Männer. "Selten habe ich so offene und kameraaffine Menschen erlebt", sagt der Regisseur. Vor allem wegen der Spontanität der Aufnahmen und Begegnungen ist der Film in seiner Authentizität schwer zu übertreffen. Die angeregte Debatte zwischen Passauer Zuschauer und Regisseur Walter Größbauer bestätigt diese Einschätzung. Insgesamt keine leichte Kost, aber eine Ansammlung ernüchternder Wahrheiten, die zum Nachdenken anregen.
ABENDZEITUNG/Amina Linke "Abseits westlicher Schwarz-Weiß-Berichterstattung"
Ich habe versucht, Indien zu verstehen. Leider muss ich zugeben, dass mir das nie gelungen ist", sagte einmal Indiens erster Ministerpräsident, Jawaharlal Nehru, und spielte damit auf die Vielfältigkeit, aber auch Divergenz des südasiatischen Staates an. Versuchen sein Land zu verstehen, möchte auch Bhupinder Chauhan. Bevor der Manager seinen neuen Job in einem Meditationszentrum beginnt, will er sich einen Kindheitstraum erfüllen: einmal das Meer sehen. Mit dem Zug reist er 3200 Kilometer quer durchs Land und trifft dabei auf Menschen, die ihm in der ratternden Stille der Waggons intime Einblicke in ihr Leben geben.
Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer fangen diese berührenden Momente mit viel Kamera-Gespür ein und machen "Indian Dreams" so zu einem Panoptikum Indiens bunter Realität abseits westlicher Schwarz-Weiß-Berichterstattung. Klar, dass typische Themen wie Armut, Analphabetismus oder Anarchie-Taten nicht fehlen dürfen. Doch drängen die Filmemacher diese nicht in den Vordergrund, sondern positionieren hier die Menschen, deren Alltag von ihnen bestimmt wird. Da wäre zum Beispiel Raj, der Rikschafahrer, der seine Töchter liebt - auch wenn sie als Erstgeborene nichts taugen und ihre doppelte Mitgift ihn eines Tages vor ein großes Problem stellen wird. Da ist auch die Frau aus Goa, die nie heiraten wollte, weil sie dann nichts mehr entscheiden dürfe. Sie musste trotzdem. Jetzt hat sie aufgehört zu wünschen und zu träumen, weil "Wünsche und Träume großen Schmerz erzeugen". Und da sind gleich drei Männer, die die Schuld an dem Hindu-Moslem-Konflikt 2002 den Politikern geben. 2000 Moslems wurden damals in Gujarat getötet, zeigt eine der vielen Text-Einspielungen der Dokumentation an. Dabei hätten sich die Religionen doch immer gut verstanden.
Bhupinder Chauhan ist am Meer angekommen, grübelnd, aber geerdet - wie der Zuschauer.
CHOICES/Hartmut Ernst "Eine atmosphärische, erhellende Reise"
Bhupinder Chauhan ist ein Mann aus Indien, der sich in den Zug setzt, um seine Heimat kennenzulernen. Und um zum ersten Mal das Meer zu sehen. Ein österreichisches Filmteam begleitet den Touristen im eigenen Land. 3200 Kilometer legt Chauhan zurück, lernt unter anderem einen Rikscha-Fahrer kennen, einen Bollywood-Anwärter, eine Frau, die sich als modern bezeichnet. Sie alle erzählen von Sehnsüchten, von Geschlechterrollen, von Hindus und Moslems, vom Alltag. Chauhan folgt den Impulsen und Geschichten, heftet sich an seine Begegnungen oder lässt sich weitertreiben.
Das Konzept, dem neugierigen, nahen Blick eines Einheimischen zu folgen, ist erfrischend und geht auf. Eine atmosphärische, erhellende Reise.
FILMDIENST 7-2013/Reinhard Lüke "Beeindruckendes (Rail-)Road Movie"
Der österreichische Filmemacher und Indien-Kenner Walter Großbauer und Claudia Pöchlauer begleiten ihren Protagonisten auf seiner Reise mit der Kamera. Dabei gibt das gemächliche Tempo der Züge den Rhythmus des Films vor. Man sieht ein ganzes Heer von fliegenden Händlern, die in engen Waggons Waren aller Art feilbieten. Immer wieder gerät Bhupinder ins Bild, der die Zeit im Zug nutzt, um Bekanntschaften zu machen. Regelmäßig legt er auch Zwischenstopps ein, schaut sich in den Städten an der Strecke um und kommt mit Menschen vor Ort ins Gespräch. Etwa mit einem Taxi-Fahrer, der von seinem Glück erzählt, nach zwei Töchtern endlich einen Sohn bekommen zu haben. Auch wird der grassierende Sexismus in Indien allerorten sichtbar, etwa durch Inserts, die kundtun, dass in Indien monatlich etwa 50 000 weibliche Föten abgetrieben werden, oder durch eine Frau auf Goa, die selbstbewusst erklärt, dass sie alle Männer hasse, sich jedoch gegen ihre Überzeugung leider auf eine von den Eltern arrangierte Ehe eingelassen habe, eine in Indien offenbar noch immer eine gängige Praxis. An andere Stelle steht die durchaus nicht immer konfliktfreie Koexistenz unterschiedlicher Religionen oder die Arbeit eines engagierten Tierschützers im Mittelpunkt. Und in Mumbai trifft Bhupinder auf einen depressiven Schauspieler, der in Bollywood endlich auch einmal sein Glück machen will. In der Nähe der Metropole steht der Reisende dann auch zum ersten Mal in seinem Leben am Meer. Doch der zugemüllte Strand hat so gar keine Ähnlichkeit mit jenem Sehnsuchtsort, den er sich in seinen Träumen ausgemalt hat.
Neben solchen Szenen finden sich auch aber viele Alltagsbeobachtungen, die von der Schönheit des Landes, seiner oft chaotisch erscheinenden Vitalität und von der Liebenswürdigkeit seiner Bewohner zeugen. "Indian Dreams" ist ein beeindruckendes, unkommentiertes (Rail-)Road Movie mit stimmiger Musik und einem sympathischen Protagonisten, der durch ein Land zwischen Traum und Alptraum führt. Irritierend ist allenfalls, dass das moderne High-Tech-Indien mit seinen glitzernden Hochhausfassaden der Großstädte so gut wie gar nicht vorkommt.
WDR/Anna-Bianca Krause "Fern jeder Klischees"
Heute läuft mit "Indian Dreams" ein Dokumentarfilm in den Kinos an, der uns per Zug mit auf eine spannende Reise durch das Phänomen Indien nimmt. Fern jeder Klischees werden dem Zuschauer Land, Leute und Gesellschaft des Landes eindringlich näher gebracht.
BR/Moritz Holfelder "Packendes Gesellschaftsbild"
"Indian Dreams" heißt der Doku-Fiction-Film der österreichischen Regisseure Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer. Gedreht haben sie - wie der Titel verrät - in Indien. Eine Zugfahrt vom Norden in den Süden, weit ab von Klischees, wird zu einer Reise durch die indische Gesellschaft. Durch eine Nation, die im Begriff ist, zum bevölkerungsreichsten Land der Erde zu werden und zur Wirtschaftsgroßmacht aufzusteigen. Aus zufälligen Begegnungen ergibt sich ein wohl ziemlich realistisches Bild des Landes, mit vielen Einblicken und Erkenntnissen. CINEARTE/Redaktion "Unverfälschter Blick auf die Realität eines Landes"
Als Kind träumte Bhunpinder Chauhan davon, das Meer zu sehen. Bevor er eine Stelle als Manager eines Meditationszentrums antrat, wollte er sich diesen Traum erfüllen. Von Neu Delhi reiste er in den Süden des Landes. Walter Größbauer (Next Exit Nirvana), dem das Land nicht fremd war, begleitete ihn. Hier und mal da verließ Chauhan den Zug, um Menschen und Orte kennenzulernen. Die Dokumentation setzt mit einem Zitat von Jawaharial Nehru, dem ersten Ministerpräsidenten Indiens, ein: Er habe versucht Indien zu verstehen, aber das sei ihm nie gelungen. Chauphans Ansatz ist, den Menschen und Situationen stets offen zu begegnen. Neugierig sprach er die Menschen an und hörte ihren zu. Dem Mann, der bei der Geburt der Töchter nicht verzweifelte, jedoch dafür gebetet hatte, noch einen Sohn zu bekommen. Einer Frau, die beklagte, daß die Frauen sich nur nach außen hin modern geben würden. Einem Rikscha-Fahrer, der in Indien wiedergeboren werden möchte. "Indian Dreams" zeigt mit unverfälschtem Blick die Realität eines Landes, fernab der allseits abgefilmten Routen, und fächert das so große Land in kleinen Episoden auseinander.
BLOUINARTINFO/Redaktion "Unprätentiös, beiläufig und dabei voller Einblicke"
Letzte Woche empfahlen wir an dieser Stelle Deepa Mehtas Verfilmung von Salman Rushdies Epos "Mitternachtskinder", der in fantastischen Bildern von der Geschichte des modernen Indien erzählt. "Indian Dreams" ist gewissermaßen die Antithese dazu. Der Dokumentarfilm befasst sich mit der indischen Realität der Gegenwart, wie sie sich auf den Straßen, in den Zügen und auf den Marktplätzen abspielt. Die österreichischen Filmemacher Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer haben dafür den jungen Inder Bhupinder Chauhan auf einer Reise durch seine Heimat begleitet, die ihn vom Norden in den Süden führte. Auf dem Weg sprach er mit Menschen, denen er begegnete, begleitete sie mitunter oder sah sich an, wo und wie sie leben. Eine Bestandsaufnahme von der Straße, unprätentiös, beiläufig und dabei voller Einblicke und Einsichten in ein Land im Umbruch.
TAGESSPIEGEL/Elisa Kremerskothen "Authentisches Porträt des Landes und seiner Bewohner"
Wer bei den pinkfarbenen Lettern des Plakats von "Indian Dreams" an Bollywood denkt, liegt falsch. Der Inder Bhupinder Chauhan träumt vom Meer, den Wellen, der blauen Weite. Mit dem Zug fährt er von Delhi im Norden bis an die Küste im ÂSüden Indiens. Auf seiner Reise lernt er die unterschiedlichsten Menschen kennen, begleitet sie und erfährt von ihrem Schicksal. Da ist der Rikscha-Fahrer Raj, der trotz aller finanziellen Sorgen auch in einem zweiten Leben in Indien leben möchte. Da sind der Tierschützer Lalu, der enttäuschte Vicky, der von einer Rolle in BollyÂwood träumt, und die emanzipatorisch denkende Prabha.
Der österreichische Regisseur Walter Größbauer zeichnet ein authenÂtisches Porträt des Landes und seiner Bewohner. Es werden Inder gezeigt, die tief an das unabänderliche Schicksal glauben. Auch Bhupinder Chauhan tritt seine Reise an, um sich selbst zu finden. Das gibt dem Film einen sehr spirituellen Touch. Und da die Handlungen übersichtlich und die Bildeinstellungen sehr ruhig gehalten sind, werden sich Zuschauer ohne Verbindung zu Spiritualität und zum Subkontinent schwer tun.
TIP Berlin "Schlicht und effektiv"
"Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen", wusste schon Matthias Claudius. In ihrer schlichten, effektiven Dokumentation folgen die FilmemacherInnen dem Inder Bhupinder Chauhan auf einer 3200 Kilometer langen Zugfahrt durch dessen Heimat. Unterwegs trifft Chauhan unter anderem einen Taxifahrer, einen Tierarzt, eine Bauernfamilie, Unberührbare und sogar Frauen. Sie gewähren ihm Einblick in ihr Leben und vermitteln uns Erkenntnisse über die indische Gesellschaft und ihre schmerzhaften Widersprüche. Diese Perspektive des Touristen im eigenen Land ist es, die den Film vor einer unreflektiert simplen Faszination angesichts des Subkontinents bewahrt.
KURIER/Andreas Bovelino "Beeindruckend und unterhaltsam"
Bhupinder Chauhan ist nicht alt, aber auch nicht mehr blutjung. Er hat einen Job, jetzt hat er einen besseren in Aussicht. Davor will er sich aber einen Traum erfüllen: Er will ans Meer. Und Herr Chauhan tut das, was in Indien kaum jemand tut: Er reist - quer durch das riesige Land.
Mit "Indien Dreams" ist den Filmemachern Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer ihr bisher beeindruckendstes und unterhaltsamtes Werk gelungen. Die Musik dazu kommt vom großen Karl Ritter. Und wir sehen ein Indien, wie es kaum ein Europäer je zu Gesicht bekommt.
KLEINE ZEITUNG "Absolut sehenswert!"
Die Kamera begleitet einen jungen Inder, der von Neu-Delhi aufbricht, um erstmals in seinem Leben das Meer zu sehen. Zufallsbekanntschaften im Zug erzählen von ihrem Leben, ihren Träumen und den Zuständen.
OEKONEWS.AT/d.h. "Indien - nachhaltig gesehen!"
Der österreichische Film ist letztens international in aller Munde - diese sehr erfreuliche Tatsache ist weniger dem Geschick der österreichischen Filmförderung zu verdanken als den herausragenden Leistungen einiger Protagonisten. Zu diesen Protagonisten gehören auch das Regie-Duo WALTER GRÖSSBAUER und CLAUDIA PÖCHLAUER, die mit Eigenmitteln eine ebenso berührende wie umfassend informierende Dokumentation über INDIEN`s Kultur, Lebensart und Mentalität ins Kino bringen.
Der junge Inder, Bhupinder Chauhan, folgt seinem Traum von den Wellen und der Brandung, den er seit Kindheitstagen gepflegt hat. Er will ans südindische Meer an der arabischen See. Der lange Weg von Delhi in den Süden liegt vor ihm.
Neugierig und am Leben anderer interessiert, lernt er auf seiner Reise Menschen kennen, die ihm kraft seiner gewinnenden Art ihr Herz öffnen. So ergeben sich aus diesen Begegnungen Einblicke und Erkenntnisse, die ein sehr authentisches Bild Indiens zeigen. Der Zuschauer ist in den Strom der Episoden und Bilder so wohltuend eingebettet, dass er vollends in die indische Realität eintaucht, als wäre er vor Ort. Es sei nur eine dieser eindrucksvollen Begegnungen herausgehoben: der Besuch bei einem Vollblut Tierschützer, der im Alleingang einen schier unbeschreiblichen Einsatz gegen Tierleid aufbringt, vermittelt so eine tief gehende Spiritualität und Verbundenheit mit der Schöpfung, von der wir im mac donalds verseuchten Westen nur träumen können.
INDIAN DREAMS, ein Titel den man sich merken wird und ein weiterer potentieller Festivalpreisträger.
ORF-Ö1/Benno Feichter "Faszinierende Reise"
Wünsche und Träume würden schmerzen erzeugen, deshalb habe sie aufgehört zu wünschen und träumen, erzählt eine junge Frau im Film. Verheiratet, gegen ihren Willen. Der Mann komme in Indien eben immer zuerst. Die Frau habe zu akzeptieren, was er entscheidet.
In den letzten Wochen schien es fast so, als wäre die indische Gesellschaft - aufgerüttelt durch die brutale Vergewaltigung einer jungen Frau - aus einem Dornröschenschlaf erwacht. Doch was im Westen zwischen Berichten über das Boomland Indien und der Slumproblematik erst jetzt Einzug in die mediale Berichterstattung gefunden hat, sei in Indien selbst schon lange ein präsentes Thema gewesen, so Claudia Pöchlauer.
Von Schnellgerichten ist jetzt die Rede, an den Tätern werden unter großer medialer Aufmerksamkeit Exempel statuiert. Die Meldungen über immer neue Vergewaltigungsfälle gehen indes weiter. Es brauche hier ein generelles Umdenken, so Walter Größbauer, und hier spiele nicht zuletzt die Mitgift, die eine Familie bei der Heirat einer Tochter zu zahlen habe, eine wichtige Rolle.
"Besser 500 Rupien jetzt, als später 500.000" - Werbung für eine vorgeburtliche Geschlechterbestimmung. Für viele Familien bedeutet eine Mitgift den finanziellen Ruin; die Folge: immer mehr weibliche Föten werden abgetrieben. Dabei gebe es hier sehr wohl regionale Unterschiede, so Walter Größbauer, die Folgen seien aber gravierend.
Eine Frau im Zug fordert ein Umdenken, beklagt, dass sich indische Frauen allzu oft nur nach außen hin modern geben würden. Und ein Rikscha-Fahrer erzählt, dass er 30 Kilometer gepilgert sei, damit sein drittes Kind ein Junge werde.
Seit 2009 erkundet Walter Größbauer das Land mit der Kamera. Bereits 2010 realisierte er mit "Next Exit Nirvana" eine Dokumentation über eines der größten Pilgerfeste des Landes, wo er auch den Protagonisten von "Indian Dreams", Bhupinder Chauhan, kennen lernte. Er führt durch den Film und durch das Land.
Gereist wird mit dem Zug, ein Ort, wo alle Menschen zusammenkommen, so Bhupinder Chauhan, ein Mikrokosmos der indischen Gesellschaft. Und ausgehend vom Zugabteil filmen Pöchlauer und Größbauer dann die unterschiedlichsten Begegnungen, Geschichten und Gespräche. Da trifft man auf einen Tierschützer auf verlassenem Posten, einen Rikscha-Fahrer, der Einkommen und Ausgaben vorrechnet, einen arbeitslosen Mann, der sein Glück in Bollywood versuchen will, einen Bestatter. Doch bei aller Armut und Trostlosigkeit sei bei all diesen Begegnungen immer auch das Gefühl einer Hoffnung auf ein anderes, ein besseres Leben geblieben, so Claudia Pöchlauer. Am Ende dieser faszinierenden Reise kommt Bhupinder Chauhan am Meer an - seinem eigentlichen Ziel. Doch nach all den Begegnungen, die der Film "Indian Dreams" dokumentiert, wirkt dieses fast wie ein utopischer Ort. Der Blick hinaus, weg von der Realität.
SIGNIS-Interfilm-Gruppe/Natalie Resch "Sehr Authentisch"
Indien vom Norden bis zum Süden. Eine Begegnung mit Land & Menschen.
Bevor der Inder Bhupinder seinen neuen Management-Job annimmt, verwirklicht er seinen lang gehegten Traum: Er möchte das Meer im Süden des Landes sehen. Seine Reise mit dem Zug, dem typischen Reismittel für lange Distanzen, führt ihn vom Norden ausgehend durch das ganze Land. Getragen wird die Geschichte von berührenden Begegnungen und Gesprächen mit Menschen vor Ort, die Indien auf unterschiedliche Weise sehen. Sie sind Indien und zugleich nur ein kleiner Aspekt einer der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Die Reise erzählt vom tiefen Glauben an das unabänderliche Schicksal, von der Rolle der Frau in der Gesellschaft und die der Unberührbaren, von Menschen, die ihr ganzes Vermögen investieren um Indien zu einem besseren Ort für alle Lebewesen zu machen.
Wer sich beim Anblick des Filmsujets von "Indian Dreams" mit den großen pinken Lettern an eine Bollywoodproduktion erinnert fühlt, wird enttäuscht sein. Alle die Indien bereits bereist haben, werden den Film als sehr authentisch wahrnehmen.
Er vermittelt auf eine leise und schlichte Weise - ohne auf eine außergewöhnliche Bildsprache und beeindruckende Landschaftsaufnahmen angewiesen zu sein - einen Einblick in das vielschichtige Land Indien, das vor vielen Problemen steht. Es gehört nicht nur zu einem der sich bevölkerungstechnisch am stärksten entwickelnden Ländern, sondern ist auch weit entfernt von Gleichberechtigung der Geschlechter oder der Menschen der verschiedenen Kasten an sich. Thematisiert wird dieses Faktum aber nicht auf eine anklagende Art und Weise, sondern als gesellschaftlicher Aspekt, der von den Menschen selbst zum größten Teil mitgetragen wird. Aggressionen, Unmut oder sogar Hass auf das Heimatland scheinen kaum bzw. nicht zu existieren. Man fügt sich dem Schicksal, das stark an Bestimmung gekoppelt ist, arbeitet hart und lächelt - wenn es vielleicht nicht zu weinen reicht (würde man in unseren Breitengraden vermutlich anmerken). Veränderungen im Denken der Menschen scheinen langsam und nur innerhalb der Bildungsschicht Fuß zu fassen. So möchte der Protagonist auf Nachwuchs verzichten, weiß er doch, dass nur 1/7 der indischen Bevölkerung ausreichend versorgt werden kann.
Die Regisseure Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer schaffen ein Image Indiens, das der Realität sehr nahe zu kommen scheint auf eine sehr leise Art und Weise. Ob man die Geräuschkulisse, die es in Indien sicherlich gibt, absichtlich ausblendet um die poetisch anmutende Grundstimmung zu erhalten, bleibt eine Vermutung; dem Film schadet diese Vorgehensweise jedoch nicht.
Tiroler Tageszeitung/p.a.
Um Indien "zu verstehen, muss man weit reisen - durch die Zeit und durch den Raum", sagte der erste indische Premierminister Jawaharlal Nehru. Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer beginnen ihren Dokumentarfilm "Indian Dreams" - Die erstaunliche Reise des Bhupinder Chauhan" mit dem Geständnis des Politikers, dass ihm dieses Projekt nicht gelungen sei.
Der Film betrachtet Indien mit den Augen von Bhupinder Chauhan, der demnächst heiraten und in einem Meditationszentrum arbeiten wird. Davor möchte er einmal das Meer sehen, das allerdings 3200 Kilometer entfernt ist. Das Meer ist auch eine Metapher und steht für "den Ozean im Inneren". Der Bequemlichkeit wegen nimmt der Reisende den Zug. Bhupinder erfährt von Pogromen und begreift die Überbevölkerung als wesentliches Problem Indiens.
Als ihn die ersten Wellen des Meeres umspülen, geht es ihm wie Nehru. Er versteht.
APA "Gelungenes Porträt"
Wie im Wandeln zwischen Traum und schonungsloser Realität folgt die österreichische Dokumentation "Indian Dreams" von Walter Größbauer und Claudia Pöchlauer dem Phänomen Indien. Herausgekommen ist eine Zugfahrt vom Norden bis zum tropischen Süden, weit ab von bizarren Klischees, die zu einer Reise durch die indische Gesellschaft wird.
Der junge Inder namens Bhupinder Chauhan folgt hier seinem Traum. Er tritt die lange Reise von Delhi in den Süden an. Seit seiner Kindheit träumt er vom Meer, von den Wellen und der Brandung. Neugierig und lebenshungrig lernt der Inder viele Menschen kennen und erfährt von ihrem Schicksal. Aus all diesen Begegnungen ergeben sich Erkenntnisse, die ein realistisches Bild Indiens zeigen. Ein Land, das im Begriff ist, zum bevölkerungsreichsten der Erde zu werden und zur Wirtschaftsgroßmacht aufzusteigen. Aber wirklich unter die Haut gehen die persönlichen Geschichten, die von Liebe, Tod und Hoffnung handeln.
Größbauer und Pöchlauer ist mit ihrer Dokumentation ein gelungenes Porträt der Menschen Indiens in ihrer Vielfalt gelungen.
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